Sehr geehrte Leserinnen und Leser!
Es ist kein Geheimnis, dass Nullzinsen in der Vergangenheit über einen längeren Zeitraum stets zu Blasen an den Finanzmärkten führten, die zwangsläufig platzen mussten. Im Jahr 2000 war es das Platzen der Internetblase und in 2007/2008 das Platzen der „Subprime“ Immobilienblase, die das globale Finanzsystem an den Rand des Abgrunds brachte. Die Fed hat den Leitzins seit 2006 nicht mehr erhöht. Faktisch hält sie die Zinsen seit 2008 bei null. Mittlerweile lauert die wahrscheinlich gefährlichste Blase im auf circa 1,5 Billionen Dollar aufgeblähten Markt für hochverzinsliche Anleihen (Junk Bonds). Dank sieben Jahren Nullzinsen und mangelnder Anlagealternativen, erfreuten sich Unternehmensanleihen mit schlechter Bonität großer Beliebtheit unter den Investoren. Während sich das Volumen des gesamten Junk-Bond-Markts seit 2004 etwa verdoppelte, vervierfachte sich der Anteil im US-Energiesektor auf mehr als 200 Milliarden Dollar. Nachdem die ersten Shale-Produzenten pleite sind und die gesamte Industrie bei den derzeitigen Ölpreisen horrendes Kapital verbrennt, steigt die Nervosität unter den Besitzern der Junk-Bonds.
Bis einschließlich 2. Oktober 2015, nahm die Crashwahrscheinlichkeit am US-Aktienmarkt ein bedrohliches Ausmaß an. Denn erstmals seit drei Jahren, stiegen die Renditen im US-Junk-Bond-Sektor über die Marke von 8 Prozent. Der iShares High Yield Corporate Bond ETF von BlackRock, der größte seiner Art, brach mit einem Tief von 81,28 Dollar unter die letzten Auffanglinien aus dem Jahr 2014 durch. Aus der seit Wochen anhaltenden Nervosität, drohte Panik zu werden. Gleichzeitig leckten Hedgefonds Blut und spekulierten massiv auf fallende Kurse. Das Short-Interest, die Anzahl der leerverkauften Aktien, stieg auf neue Rekordniveaus. Es waren ausgerechnet die schwachen US-Arbeitsmarktdaten, die im weiteren Handelsverlauf das stärkste Intraday-Reversal seit 2011 auslösten. Binnen zwei Handelstagen, legte der Dow Jones rund 800 Punkte zu. Ich habe dafür folgende Erklärung: Die Algorithmen der automatischen Handelssysteme arbeiten größtenteils mit Wahrscheinlichkeiten. Mit den schwachen Arbeitsmarktdaten von Anfang Oktober haben diese Algorithmen eine niedrigere Wahrscheinlichkeit für eine US-Zinswende eingepreist. Das „Umschalten“ dieser Programme in einem ohnehin überkauften Markt, resultierte folglich in einem heftigen „Short-Squeeze“.
Niedergang ist unaufhaltsam!
Die Fed könnte den Niedergang im Junk-Bond-Sektor allenfalls verzögern, aber nicht aufhalten. Das Hauptproblem ist, dass viele Junk-Bond-Investoren nicht die leiseste Ahnung haben, worauf sie sich eingelassen haben. Beliebt waren etwa die Junk-Bond-ETFs des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock (iShares), siehe Chart. Investiert haben unter anderem Manager von Staatsfonds, Versicherungen, Stiftungen, Pensionskassen und privaten Vermögensverwaltern. Doch wer glaubt, dass es sich hier um einen liquiden und stabilen Markt handelt, wird sich noch wundern. Es ist wie in einem Kino, das Feuer fängt, und alle rennen gleichzeitig zum Ausgang. Kommt es zu Verkaufspanik, werden die Renditen im Markt für Unternehmensanleihen steil nach oben schießen. Die Folge wird sein, dass sämtliche Geschäftsmodelle von Unternehmen, die auf billigem Geld und kontinuierlich steigender Verschuldung aufgebaut sind, wie ein Kartenhaus zusammenbrechen.
Ansteckung vom US-Energiesektor!
Seit Jahresbeginn scheiterten bereits 23 US-Energieunternehmen an der Rückzahlung ihrer Schulden. Zuletzt meldeten die Bilanzprüfer von vier Unternehmen, Penn Virginia, Paragon Offshore, Magnum Hunter und Emerald Oil, Bedenken zur Weiterführung des Betriebs an. Verschuldet sind diese vier Unternehmen mit zusammen 4,8 Milliarden Dollar. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs:
Die Bonds größerer Öl- und Gasproduzenten wie Chesapeake (CHK) oder Linn Energy (LINE), die jeweils zu circa 12 Milliarden Dollar und 10 Milliarden Dollar verschuldet sind, notieren aktuell zu etwa 50 Cent auf den Dollar. Das zeigt, wie hoch der Markt die Ausfallwahrscheinlichkeit inzwischen einschätzt. Die Lage am Junk-Bond-Markt ist längst nicht nur eine Energiestory. So stürzte etwa die Aktie des weltweit größten Solarprojektierers, SunEdison (SUNE) vom Jahreshoch um mehr als 90 Prozent ab. Das Unternehmen nutzte die niedrigen Finanzierungskosten über die letzten Jahre, um Solar- und Windkraftwerke auf Pump zu finanzieren und in die YieldCo. Terra Form Power (TERP) und Terra Form Global (GLBL) auszugliedern. Doch als die Finanzierungskosten, die der Markt verlangte an einen Punkt gekommen waren, an dem sie die aus den Projekten erzielbaren Renditen überstiegen, brach das „Geschäftsmodell“ in sich zusammen. Der Schuldenberg von SunEdison beläuft sich derzeit auf rund 12 Milliarden Dollar – der aktuelle Börsenwert des Unternehmens auf nur noch circa 900 Millionen Dollar.
Auch Jeffrey Gundlach zeigt sich über die Situation am Markt für Unternehmensanleihen besorgt. Gundlach ist einer der weitweiten Top-Experten für den Bondmarkt und leitet Doubleline Capital, eine Investment-Firma, die 81 Milliarden Dollar managt. Während eines öffentlichen Webcasts von Doubleline, wies Gundlach darauf hin, dass die Abstufungen der Kreditwürdigkeit die der Aufstufungen übersteigt. In der Vergangenheit, so Gundlach, bedeutete die Unterschreitung der blauen Linie „den Anfang von etwas Großem“. Während der Fundmanager nicht explizit einen Einbruch am Aktienmarkt voraussagte, wies er auf darauf hin, dass dies Anlass zur Vorsicht geben sollte.
Fazit
Die Lage am Junk-Bond-Markt muss genau im Auge behalten werden. Ein guter Indikator ist der Yigh Yield Corporate Bond ETF von BlackRock, der aktuell bei 82,86 Dollar notiert. Sollte das Zwischentief von Anfang Oktober bei 81,28 Dollar unterschritten werden, droht auch an den Aktienmärkten auf breiterer Front Ungemach. Ich sehe als Hauptauslöser für eine Ansteckung im Junk-Bond-Markt anhaltend niedrige Ölpreise. Sobald die letzten Hedging-Programme der Shale-Player ausgelaufen sind, dürfte sich die Pleitewelle im US-Energiesektor beschleunigen. Steigende Credit-Spreads erschweren die Finanzierung zahlreicher Unternehmen – auch außerhalb des Ölsektor. Im Worst Case Szenario droht eine Kreditklemme, die zu einem drastischen Anstieg der Insolvenzen führt und schließlich den gesamten Bankensektor in Turbulenzen versetzt.
Mein Rat: Achten Sie bei Investments unbedingt auf ein gesundes Verhältnis von Verschuldung zu Eigenkapital und Profitabilität und meiden Sie Unternehmen mit schlechter Bonität und hoher Verschuldung. Höhere Stabilität und verlässliche Dividenden bieten etwa ETFs auf Nahrungsmittel wie der Comstage Food & Beverage mit der WKN ETF067 (aktuell 118,70 Euro).
RISIKOHINWEIS und HAFTUNG: Alle in www.Investman.de veröffentlichten Informationen beruhen auf Informationen und Quellen, die der Herausgeber für vertrauenswürdig und seriös erachtet. Die Informationen stellen weder ein Verkaufsangebot für die behandelte(n) Aktie(n), noch eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Den Ausführungen liegt zudem eigenes Research zugrunde. Für die Richtigkeit des Inhalts kann trotzdem keine Haftung übernommen werden. Gerade Nebenwerte, sowie alle börsennotierten Wertpapiere sind zum Teil erheblichen Schwankungen und Risiken unterworfen. Deshalb ist auch die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Heranziehung der Ausführungen für die eigene Anlageentscheidung möglicherweise resultieren können, kategorisch ausgeschlossen. Die Depotanteile einzelner Aktien sollten bei niedrig kapitalisierten Werten nur so viel betragen, dass auch bei einem möglichen Totalverlust das Depot nur marginal an Wert verlieren kann. Zwischen dem Leser von www.Investman.de und der CM Network GmbH kommt kein Beratungsvertrag zustande, da sich unsere Empfehlungen nur auf das Unternehmen, nicht aber auf die Anlageentscheidung des Lesers bezieht.
Hinweis gemäß § 34 WpHG: Wir weisen darauf hin, dass der Autor des Artikels, die CM Network GmbH, sowie Mitarbeiter der CM Network GmbH sich vorbehalten, Aktien oder Long- und Shortpositionen, die in diesem Artikel erwähnt wurden, unabhängig von der Berichterstattung, jederzeit zu kaufen und zu verkaufen, und somit ein Interessenkonflikt besteht. Zudem begrüßt und unterstützt die CM Network GmbH die journalistischen Verhaltensgrundsätze und Empfehlungen des Deutschen Presserates zur Wirtschafts– und Finanzmarktberichterstattung und wird im Rahmen der Aufsichtspflicht darauf achten, dass diese von den Autoren und Redakteuren beachtet werden.
Urheberrecht: © Copyright. CM Network GmbH, ALLE RECHTE VORBEHALTEN!