Sehr geehrte Leserinnen und Leser!
Seit Sommer sind die Ölpreise um mehr als die Hälfte gesunken. Das wird die Welt verändern – und zwar mehr als alles andere. Wohlstand und Macht werden neu verteilt. Die Auswirkungen wird jeder zu spüren bekommen.
Saudi Arabien – „werden niemals nachgeben“!
Der Paradigmenwechsel in ein neues Ölzeitalter wurde mit der verhängnisvollen OPEC-Sitzung Ende November des letzten Jahres eingeleitet. Wie immer, wenn die Ölpreise zu schwächeln begannen, erwartete die Welt von der OPEC, ihre Fördermengen zu drosseln. Dadurch wäre weniger Öl im Angebot, die Preise würden steigen und alle Förderländer profitieren. Doch die Weigerung der Scheichs, ihre Produktion zu drosseln, war eine historische Gezeitenwende. Erstmals seit Jahrzehnten räumte die OPEC dem Kampf um Marktanteile eine höhere Bedeutung ein, als der Preisstabilität.
Der Grund ist einfach: Die Saudis werden niemals wieder den Fehler wiederholen, den sie Anfang der 1980er Jahre machten. Damals, als sich die Saudis noch in der Rolle des globalen Swing-Producers sahen, reduzierten sie ihre Produktion von 10,4 Millionen Barrel pro Tag im November 1980, auf nur noch 2,4 Millionen Barrel bis Juni 1985. Der Marktanteil der Saudis stürzte damals von 18 Prozent auf unter 5 Prozent ab.
In der Zwischenzeit sorgten steigende Ölpreise für einen Boom außerhalb der OPEC, etwa der Nordsee, Alaska, Mexiko und anderen Offshore-Feldern. 1985, als die Saudis ihren Fehler realisierten, beschlossen sie den Ölhahn wieder aufzudrehen, um sich die an die Rivalen verlorenen Marktanteile zurückzuholen. Das Problem: Es war ein schmerzhafter und schleppender Prozess, der geschlagene 17 Jahre dauerte. Nie wieder würden sie denselben Fehler machen.
Heute ist die Situation vergleichbar mit dem Beginn der 80er Jahre. Die hohen Ölpreise der letzten Jahre, in Kombination mit endlos billigem Geld der Notenbanken, ermöglichten die kostenintensive Entwicklung von U.S.-Shale-Oil, kanadischen Teersand-Projekten und teuren Offshore-Tiefseevorkommen. Die Politik der Saudis holt zum Schlag gegen „kostenintensive“ und „ineffiziente“ Produktion aus. Besonders hart traf es die Vereinigten Staaten, Kanada und die Nordsee-Produzenten. Doch inzwischen eskaliert die Lage weltweit.
Ölpreis-Crash zeigt verheerende Wirkung!
Die globale Ölindustrie erlebt den schlimmsten Niedergang seit 30 Jahren. Weltweit wurden laut offiziellen Angaben bis September mehr als Jobs im Öl- und Gassektor vernichtet. Zahlreiche Unternehmen, darunter auch die weltgrößten Öl-Service-Dienstleister Schlumberger und Halliburton, kündigten weitere Entlassungen an.
Allein im US-Energiesektor wurden seit Jahresbeginn rund 80.000 Jobs gestrichen.
USA: Traum vom Shale-Boom platzt!
Williston, North Dakota, ist mit rund 30.000 Einwohnern eine kleine Stadt im Nirgendwo – ungefähr eine Autostunde südlich der US-Kanadischen Grenze. Und sie liegt inmitten der Bakken Formation, dem zweitgrößten Ölfördergebiet der Vereinigten Staaten. Mit mehr als 200.000 Quadratmeilen, deckt die Bakken Formation eine größere Landfläche als Kalifornien ab. Die dortigen Öl-Vorkommen sind der Ölindustrie schon seit Jahrzehnten bekannt. Doch erst die hohen Ölpreise von über 100 Dollar pro Barrel und rasche Fortschritte in der Bohrtechnologie, machten die Ausbeutung der Bakken Formation attraktiv. Über die letzten Jahre strömten Ölunternehmen in Scharen nach Williston, um in der Umgebung nach Öl zu bohren. Zum Höhepunkt des Booms, überstiegen die Einstiegsgehälter die 100.000-Dollar-Marke. Selbst Fastfood-Ketten wie McDonalds zahlten neuen Mitarbeitern 20 Dollar Mindestlohn und 500 Dollar Sofort-Bonus. Die Apartment-Mieten erreichten höhere Niveaus als in Los Angeles oder New York. Bauträger aus dem ganzen Land strömten nach Williston, um neue Apartments zu errichten. Viele dachten, der Boom würde ewig weitergehen. Bis die Ölpreise crashten… Heute ist die ehemalige Boom-Town eine Geisterstadt. Das einzige was explodiert, sind die Leerstandraten für Immobilien. Apartments, die zuvor für 2.000 Dollar vermietet wurden, sind jetzt für 200 Dollar zu haben. Die Realität ist, dass die niedrigen Ölpreise weite Teile der U.S. Shale-Industrie killen.
Kanada: Ölsand-Krise
Kanada befindet sich durch den Niedergang seiner kapitalintensiven Teersand-Produktion bereits in der Rezession. Zuletzt stoppte Shell ein Ölsandprojekt, das 80.000 bopd produzierten sollte. Wie Shell mitteilte, ist das Vorhaben angesichts der niedrigen Ölpreise nicht mehr konkurrenzfähig. Es ist nur eine Frage der Zeit, ehe in Vancouver und Calgary die Immobilienblase platzt.
Nordsee: Anfang vom Ende
Wie die britische Financial Times berichtet, befinden sich die Nordsee-Produzenten in der schlimmsten Krise aller Zeiten. Viele Felder sind aufgrund der niedrigen Ölpreise unprofitabel geworden. Wood Mackenzie sagte kürzlich voraus, dass 140 der 330 Felder in der britischen Nordsee in den nächsten fünf Jahren stillgelegt werden, selbst dann, wenn sich Öl auf 85 Dollar erholen sollte. Zahlreiche Unternehmen werden unter ihrer Schuldenlast zusammenbrechen. Damit wird sich der seit dem Jahr 2000 anhaltende Produktionsrückgang in der Nordsee weiter beschleunigen. Was die die CEOs vieler Öl- und Gasunternehmen noch nicht realisiert haben: Es ist der Anfang vom Ende der Nordsee-Produktion.
Selbst Norwegen leidet
Der Ölpreisverfall zeigt weltweit verheerende Wirkung. Libyen und Venezuela zerfallen im Chaos. Algerien und Nigeria verfügen kaum noch über Devisenreserven und drohen in der Staatspleite zu versinken.
Selbst im wohlhabenden Norwegen ist die Arbeitslosigkeit auf den höchsten Stand seit 2006 gestiegen. Im kommenden Jahr ist das Land gezwungen, seinen 800 Milliarden Euro schweren Staatsfonds anzuzapfen. Dieser ist zu 40 Prozent in weltweiten Aktien investiert.
Russland & Saudi Arabien im Zermürbungskrieg!
Sowohl Russland, als auch Saudi Arabien benötigen Ölpreise von 105 Dollar für einen ausglichenen Staatshaushalt. Russland befindet sich erstmals seit 2009 in einer schweren Rezession. Der Rubel hat über die letzten 12 Monate zum Dollar 43 Prozent an Wert verloren und die Konsumentenpreis-Inflation ist auf einem 13-Jahreshoch. Wie schon zu Zeiten des Kalten Kriegs, ist Öl mit einem Exportanteil von 70 Prozent auch jetzt noch die alles entscheidende Einnahmequelle. Russland ist gezwungen, die niedrigeren Preise durch höhere Produktion zu kompensieren. Aktuell pumpt das Land mit 10,7 Millionen Barrel Öl pro Tag – so viel wie seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht mehr. Pläne zu einer höheren Besteuerung der russischen Ölproduzenten und fehlendes technisches Equipment aufgrund der westlichen Sanktionen, dürften es schwer machen, die Ölproduktion noch lange auf diesem Niveau zu halten.
Saudis zahlen hohen Preis
Auch den Saudis kommt der Ölpreiskrieg teuer zu stehen. Um den Haushalt zu finanzieren, und weiterhin Krieg gegen die vom Iran unterstützten Rebellen im Süd-Jemen zu führen, waren die Saudis bereits gezwungen, 73 Milliarden Dollar von ausländischen Fondsgesellschaften abzuziehen. Monat für Monat verbrennt Saudi Arabien circa 12 Milliarden Dollar seiner Fremdwährungsreserven. Bei 50 Dollar Ölpreis, würde das Vermögen des Königshauses noch vor Ende 2018 auf nur noch 200 Milliarden Dollar zusammenschmelzen. Die Märkte würden vermutlich schon viel früher reagieren und eine für die Saudis verheerende Kapitalflucht auslösen. Noch kann es sich das Königshaus leisten, seine Bevölkerung mit großzügigen Subventionen für Energie, Wohnungen, Nahrungsmittel und anderen Konsumprodukten bei Laune zu halten. Doch es gibt auch Schattenseiten: Ungefähr ein Viertel der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 12 Prozent und betrifft vor allem junge Menschen, von denen 30 Prozent ohne Job sind. In anderen Ländern des Nahen und Mittleren Ostens führte der sukzessive Abbau von Subventionen zu explodierenden Preisen für Nahrungsmittel und Benzin. Diese Missstände lösten schließlich die Aufstände aus, die in den „Arabischen Frühling“ mündeten. Saudi Arabien ist außerhalb von Feinden umzingelt – doch das Königshaus ist sich bewusst, dass die größte Bedrohung im Innern lauert.
US-Asset-Manager berichten derweil über immense Kapitalabzüge der Saudis. Wie bereits erwähnt, wurden in den letzten sechs Monaten Wertpapiere über 73 Milliarden Dollar verkauft. Laut gut informierten Kreisen sollen Kapitalanlagegesellschaften, die mit den Golf-Staatsfonds vernetzt sind, einschließlich BlackRock und Templeton, Anzeigen über weitere Kapitalabflüsse erhalten haben. US-Institutionen haben gigantische Assets der Golfstaaten unter Management. Die immensen Kapitalabzüge der Scheichs, in Kombination mit Kreditausfallrisiken anderer ölproduzierender Staaten, bleiben für die globalen Aktienmärkte eine latente Gefahr.
Neuer Öl-Boom-Zyklus unausweichlich!
Wie die U.S. Energy Information Administration (EIA) zuletzt veröffentlichte, mussten die U.S.Onshore-Produzenten im zweiten Quartal für jeden Dollar, den sie mit dem Verkauf von Öl einnahmen, 83 Cent für den Schuldendienst aufbringen. Gläubiger verlangen für neue Kredite inzwischen 13 Prozent Zinsen. Mehr und mehr Shale-Produzenten werden an der Refinanzierung ihrer Schulden scheitern.
Ich erwarte über die kommenden Monate eine Pleitewelle in der US-Shale-Industrie, die den Ausstoß der Vereinigten Staaten bereits zum Jahresende auf unter 9 Millionen Barrel pro Tag drücken wird. Die OPEC erwartet, dass die US-Ölproduktion im kommenden Jahr um weitere 500.000 Barrel Öl pro Tag sinken wird. Ein solcher Rückgang wird die Ölpreise spürbar klettern lassen – doch die wahren Auswirkungen werden wir am Ölmarkt erst später zu spüren bekommen. Denn in der täglichen Berichterstattung zu Öl geht völlig unter, wie sich die radikalen Kapitalkürzungen der Industrie auf die Angebotssituation in einigen Jahren auswirken. Die abstürzenden Ölpreise haben laut einer neuen Studie von Wood Mackenzie zukünftige Ölprojekte über mehr als 1 Billion Dollar unwirtschaftlich werden lassen.
Der Report, der am 21. September veröffentlicht wurde, sagt aus, dass 1,5 Billionen Dollar an potenziellen globalen Investments – einschließlich in Nordamerikas Shale-produzierenden Kernregionen – bei derzeitigen Preisen von unter 50 Dollar pro Barrel – „aus dem Geld“ sind und wahrscheinlich nicht vorangehen werden. Mehr als die Hälfte der betroffenen Reserven liegen tausende Meter unter dem Meeresspiegel. Auch in Kanada wurden Projekte mit 5,6 Milliarden Barrel Öl, fast alles Ölsand, gecancelt oder verschoben.
Wie aus dem Wood Mackenzie Report hervorgeht, werden dieses Jahr nur ein halbes Dutzend Projekte genehmigt und 10 oder 11 in 2016, im Vergleich zu durchschnittlich 50 bis 60 pro Jahr. Zuvor hatte bereits Goldman Sachs 61 neue Projekte identifiziert, davon sind mehr als die Hälfte, die noch auf ihre finale Genehmigung warten, zu Preisen von unter 60 Dollar pro Barrel unwirtschaftlich. Damit sind laut Goldman Sachs rund 10,5 Millionen Barrel Öl pro Tag an Spitzenproduktion gefährdet. Wood Mackenzie folgert: „Aus unserer Sicht werden die Ölpreise ab 2017 scharf ansteigen, und es droht eine echte Gefahr, dass Kosteninflationsdruck zurückkehrt“.
Ölpreis-Anstieg auf 120 Dollar in 2017
Laut aktuellen Daten der EIA, ging die globale Ölproduktion im September um 560.000 bopd zurück, während der Verbrauch um 680.000 bopd gestiegen ist. Damit reduzierte sich der globale Produktionsüberschuss um 1,24 mmbpd auf 1,16 mmbpd.
Es ist genau diese Überproduktion von derzeit circa 1,2 Million Barrel Öl pro Tag, die einen nachhaltigen Anstieg der Ölpreise verhindert. Sollte der Iran wie allgemein befürchtet, in der Lage sein, im kommenden Jahr 500.000 bis 800.000 bopd auf den Markt zu bringen, würde sich die Überproduktion noch ausweiten. Doch die Frage ist, wie lange diese Situation noch anhalten kann.
Dramatischer Angebots-Rückgang zu erwarten
Im kommenden Jahr wird die globale Ölindustrie ihre Kapitalausgaben um 300 Milliarden bis 400 Milliarden Dollar gekürzt haben. 20 Dollar pro Barrel an durchschnittlichen Capex-Kürzungen, entsprechen 4 bis 5 Millionen Barrel Ölproduktion pro Tag, die über die nächsten vier bis fünf Jahre vom Markt verschwinden werden. Auf absehbare Zeit drohen Kurdistan und der Irak auseinanderzubrechen. Gleichzeitig wird die U.S.Shale-Produktion dramatisch zurückgehen. Und der Iran? Industrie-Experten gehen davon aus, dass der Iran Capex-Investitionen von 30 Milliarden Dollar benötigt, um seine geplanten Produktionsziele zu erreichen. Wird es dazu kommen? Vermutlich nicht. Denn bislang zeigt sich die westliche Ölindustrie sehr zurückhaltend.
Saudi Arabien und das wahre Problem!
Auch die Saudis werden nicht mehr lange in der Lage sein, wie verrückt Öl in den Markt zu pumpen. Industrie-Insider berichten, dass Saudi Arabien einen immens hohen Aufwand betreibt, um die Produktion von über 10 Millionen Barrel Öl pro Tag aufrecht zu erhalten. So müssen etwa in das größte Ölfeld der Welt, Ghawar, Unmengen von Meerwasser gepumpt werden, um den natürlichen Produktionsrückgang auszugleichen. Niemand weiß, wann der Peak in der saudischen Ölproduktion einsetzen wird – doch Ölfelder, die seit 60 Jahren zwischen 8 und 10 Millionen Barrel pro Tag fördern, werden eines Tages unvermeidlich zur Neige gehen. Das ist aber längst nicht das eigentliche Problem: Denn die Bevölkerung Saudi Arabiens wird voraussichtlich von derzeit 29 Millionen auf 37 Millionen Menschen in 2030 wachsen. Das Bevölkerungswachstum sorgte in den letzten fünf Jahren für einen Anstieg der inländischen Energienachfrage um 7,5 Prozent. Von 2005 bis 2015, sind die Netto-Ölexporte Saudi Arabiens um durchschnittlich 1,4 Prozent pro Jahr gesunken. Die Citigroup veröffentlichte jüngst einen Report, wonach der rapide steigende Strom- und Energiebedarf das Land dazu zwingt, seine Ölexporte zunehmend zu reduzieren. Bis 2013, in gerade einmal 15 Jahren, so die Erwartung der Citigroup, könnte Saudi Arabien vom größten Ölexporteur zum Netto-Ölimporteur werden. Die Citigroup geht davon aus, dass die Kapazität Saudi Arabiens zur Beibehaltung der hohen Export-Levels schon weit vorher – in den kommenden Jahren – enden wird.
Aus 20.000 Dollar werden 6 Millionen Dollar!
Ich bin fest davon überzeugt, dass uns der historische Bust-Zyklus im Öl- und Gassektor langfristige Profite ermöglichen wird, wie sie im Leben vermutlich nur einmal vorkommen. Der Grundstein für die spektakulärsten Vermögen, die im Ölbusiness entstanden sind, wurde stets in Krisenzeiten gelegt. Zur Asienkrise 1998/1999, als der Ölpreis um mehr als die Hälfte einbrach, gründete George Fink das kanadische Ölunternehmen Bonterra Energy. Inklusive Dividenden und Kursgewinne, kommt ein damaliges Investment von 20.000 Dollar heute auf einen Wert von rund 6 Millionen Dollar. Und das, obwohl sich die Aktie von Bonterra seit dem letzten Jahr im Kurs in etwa gedrittelt hat. Es sind die Öl-Stories nach exakt diesen Vorbildern, auf die wir uns im CompanyMaker fokussieren werden.
Höhepunkt noch nicht erreicht
Nichtsdestotrotz sehe ich den Höhepunkt der Krise noch nicht erreicht. Insbesondere im U.S. Shale Sektor erwartet den Markt noch das böse Erwachen. Aus einem aktuellen Report der US-Energiebehörde EIA geht hervor, dass die US-Ölunternehmen im zweiten Quartal von jedem Dollar, den sie aus dem Verkauf von Öl und Gas einnahmen, satte 83 Cent für den Schuldendienst aufbringen mussten. Bemerkenswert ist, dass die nordamerikanischen Ölunternehmen seit Jahresbeginn mit Hilfe der Banken bereits 61 Milliarden Dollar in Aktien und Anleihen am Markt platzieren konnten. Bloomberg schätzt, dass es bis zum Jahresende 74,5 Milliarden Dollar werden. Das wäre mehr frisches Kapital als in jedem anderen Jahr des Shale-Booms, trotz niedriger Ölpreise und einer verheerenden finanziellen Entwicklung der meisten Unternehmen. Mehr als die Hälfte des bislang platzierten Kapitals dient zur Umschuldung von Bankkrediten. Mit anderen Worten: Die Banker nutzten die Naivität der Investoren, um sich Milliarden-Risiken vom Hals zu schaffen. Die Risiken liegen nun überwiegend bei Institutionen, die das Geld anderer Leute investieren: Pensionsfonds, Versicherungen, Staatsfonds und Publikumsfonds.
„Tag der Abrechnung“ im April 2016
Zweimal pro Jahr, jeweils im April und Oktober, sind die Banken verpflichtet, die Kreditlinien der Shale-Produzenten neu zu berechnen. Umfragen unter den beteiligten Banken ergaben, dass in 80 Prozent aller Fälle die Kreditlinien im Oktober gekürzt werden sollten. Analysten rechneten mit einer Kürzung um durchschnittlich 15 Prozent. Tatsächlich zeigten sich die Banken überraschend gnädig. Laut einem neuen Report von Jeffries, wurden lediglich 450 Millionen Dollar gekürzt. Das entspricht nur 2 Prozent der bestehenden Kreditlinien. Meine Einschätzung: Die Banken geben sich selbst und den Shale-Produzenten eine letztmalige Schonfrist, um eine sofortige Pleitewelle zu verhindern. Vermutlich soll den Unternehmen noch etwas Zeit gegeben werden, um Assets zu verkaufen und die in den meisten Fällen unvermeidliche Pleite durch einen potenziellen Ölpreisanstieg im ersten Quartal 2016 abzufedern. Vorerst werden diese „Zombie-Unternehmen“ also noch weiter Öl und Gas produzieren. Die künstlichen Lebenserhaltungsmaßnahmen werden einen drastischen Rückgang der US-Ölproduktion vorerst verhindern. In den nächsten Monaten ist zu erwarten, dass die Produktion von Saudi Arabien, Russland und dem Irak auf hohem Niveau bleibt und den Rückgang der US-Produktion ausgleichen kann.
Die „Stunde der Wahrheit“ kommt im April 2016. Spätestens dann werden die Hedging-Programme, die es einigen US-Produzenten noch erlaubt haben, Öl zu 80 Dollar pro Barrel zu verkaufen, ausgelaufen sein. Hinzu kommt, dass zum Jahresende horrende Abschreibungen auf Reserven zu erwarten sind, die bei den derzeitigen Ölpreisen als nicht-kommerziell eingestuft werden und die bislang als Sicherheit für Kredite hinterlegt waren. Selbst dann, wenn sich die Ölpreise erholen sollten, ist die Konsolidierung der US-Shale-Industrie unausweichlich. Und zwar deshalb, weil Investoren und Banken nicht mehr länger bereit sind, Unternehmen zu finanzieren, die permanent mehr Geld ausgeben, als sie einnehmen. Stattdessen könnten ausfallende Kredite und Unternehmenspleiten im Junk-Bond-Markt zu einer Verkaufspanik führen und die Renditen (Zinskosten) der Ölunternehmen steil nach oben schießen. Die Folge wird sein, dass Geschäftsmodelle von Unternehmen, die auf billigem Geld und kontinuierlich steigender Verschuldung aufgebaut sind, wie ein Kartenhaus zusammenbrechen.
Ölaktien – stärkstes Potenzial seit Jahrzehnten!
Der Ölsektor ist traditionell von Boom & Bust-Zyklen gekennzeichnet. Niedrige Ölpreise bedeuten sinkende Produktion und erhöhte Nachfrage. Zu einem bestimmten Zeitpunkt leeren sich die Lagerbestände – Öl wird knapper, und die Preise steigen. Die „Surviver“, die Überlebenden unter den Ölunternehmen, werden – wie in Boom-Zyklen üblich – Kurssteigerungen von 1.000% bis 5.000% erleben. Nach viereinhalb Jahren Verluststrecke an der TSX-Venture, dem bisher längsten und heftigsten Bärenmarkt aller Zeiten, finden sich ausgesuchte Ölwerte mit Top-Projekten, die weit unter ihrem Buchwert, teilweise sogar weit unter ihrem Cashwert notieren.
„Middle East Style Plays“ vor massiver Neubewertung
Der CEO des weltgrößten Ölservice-Giganten Schlumberger, Paal Kibsgaard, präsentierte zur 2015 Scotia Energy Conference einen hochinteressanten Ausblick. Demnach verschlingen Shale Oil und Deepwater-Projekte 40 Prozent der weltweiten Kapitalausgaben, während sie nur 12 Prozent der globalen Produktion repräsentieren. Aus der Graphik, die Kibsgaard zeigte, ging hervor, dass Tight Oil Plays Break-Even-Preise von circa 75 Dollar pro Barrel benötigen. Es ist wichtig zu erwähnen, dass die Break-Even-Kosten mittlerweile aufgrund niedrigerer Kosten und großzügigen Discounts der Ölservice-Dienstleister rund 30 Prozent gesunken sind. Dennoch ist das rücksichtslose Ausbeuten der produktivsten US-Förderregionen (Sweet-Spots), nur eine kurzfristige Lösung. Denn Ölmultis wie Chevron, Exxon, ConocoPhillips oder Hess, die nach wie vor in Shale-Produktion investieren, meldeten im Gegenzug drastische Kapitalkürzungen bei langfristig orientierten Großprojekten. Spätestens dann, wenn diese kurzfristigen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, muss die Ölindustrie nach sinnvolleren Alternativen Ausschau halten. Der Trend geht zu konventionellen Low-Cost Onshore Projekten. Der Break-Even-Preis der OPEC im Mittleren Osten liegt bei unter 10 Dollar pro Barrel und andere konventionelle Öl-Plays liegen bei unter 20 Dollar Break-Even. Der Schlumberger-CEO sagt voraus, dass es in der Ölindustrie einen starken Fokus auf konventionelle Onshore-Felder geben wird, da kurzfristig mehr Investments direkt in diese Ressourcen geleitet werden, um die weiter steigende Nachfrage zu befriedigen.
OMV: Mut zum Risiko!
Wohin die Reise im Ölsektor generell gehen wird, zeigt etwa die strategische Neuausrichtung von OMV. Der österreichische Ölkonzern hat circa 25.500 Mitarbeiter und produziert mehr als 300.000 boe/d. Neben eigenen Raffinerien und einem Gaspipeline-Netz in Österreich, verfügt das Unternehmen über 4.100 Tankstellen in 11 Ländern.
Heute fördert die OMV 85 Prozent ihres Erdöls in Ländern wie Österreich, Norwegen, Rumänien oder Neuseeland. Diese Regionen sind zwar politisch stabil, werfen aber kaum Gewinn ab. Und in den einst hochprofitablen Ölförderregionen Libyen und Jemen kann wegen der Unruhen derzeit nicht produziert werden. Auch die Produktion in der Nordsee ist bei Brent-Preisen unter 50,00 Dollar kaum noch lohnend. Seit Juli hat OMV mit dem Norddeutschen Rainer Seele einen neuen CEO. Dieser will rasch die Profitabilität des Unternehmens steigern und setzt dabei auf eine strategische Neuausrichtung. Mit ihm soll OMV wieder zu mehr Risiko finden. Seele lässt keinen Zweifel daran, wo er dieses Risiko sucht: In Russland. Gemeinsam mit Gazprom, plant OMV die Ausbeutung der sibirischen Öl- und Gasvorkommen. Wenn Russland für die Ölindustrie attraktiv ist, dann sind es auch Unternehmen mit Projekten in anderen ölreiche Regionen wie Südamerika, Afrika oder Zentralasien.
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Viele Grüße
Ihr Uli Pfauntsch
Chefredakteur
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