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Raus aus Aktien, rein in …

Liebe Leser,

die Verunsicherung sei groß, kommentierte gestern die n-tv-Börsenkommentatorin Corinna Wohlfeil den Handelstag, der tatsächlich alles andere als rund lief. Der DAX verlor 2,6 Prozent an Wert und schloss bei nur noch 9.563 Punkten. Damit ist die magische 10.000-Punkte wieder in weite Ferne gerückt. Das Motto der Anleger lautet wieder „Raus aus Aktien“, ähnlich wie zu Beginn des Jahres. Aber warum eigentlich raus aus Aktien und vor allem: Wo rein denn dann mit dem abgezogenen Geld? Auf die erste Frage gibt es reichlich Antworten. Anleger sorgen sich um eine schwache Konjunktur, um wieder steigende Zinsen und um die in Kürze beginnende Berichtssaison. Und natürlich trägt auch der wieder fallende Ölpreis zur schlechten Stimmung bei. Er hat an den vergangenen drei Handelstagen wieder rund zehn Prozent an Wert verloren.

 

0,09 Prozent als Alternative?

Da sind sie also wieder, die alten Belastungsfaktoren, die uns mittlerweile schon seit über einem Jahr begleiten und dafür sorgen, dass der Aktienmarkt einfach nicht vorankommt. Aber viel schwieriger ist die Beantwortung der Frage, wo das aus Aktien abgezogene Geld eigentlich hinfließt. Kaum zu glauben, aber wahr, ein Großteil des Kapitals fließt weiter in festverzinsliche Anleihen. Besonders gefragt sind hier nach wie vor Bundesanleihen. Die starke Nachfrage hat dafür gesorgt, dass die Rendite der 10-jährigen Papiere gestern auf nur noch 0,09 Prozent abgerutscht ist. Damit ist das vor ziemlich genau einem Jahr erreichte historische Zinstief von 0,05 Prozent in greifbare Nähe gerückt. Und vermutlich rutscht hier der Zins auch bald in den negativen Bereich, so wie es schon bei sämtlichen Laufzeiten unter zehn Jahren der Fall ist.

 

Zinsen, 10-jährige Bundesanleihe (seit 5 Jahren)

Rendite 10 Jahre Deutschland

 

Aber spätestens dann wird auch der Run auf Zinspapiere deutlich zurückgehen. Und was dann? Gold kaufen? Das Geld einfach ausgeben? Sich eine  vollkommen überteuerte Eigentumswohnung in Hamburg oder München kaufen? So langsam gehen wirklich die Alternativen aus. Auf der anderen Seite sind Aktien so attraktiv wie selten, was die Dividendenrenditen betrifft. Bei Daimler etwa sind es mittlerweile über 5 Prozent. Um den gleichen Zins zu erhalten müssten Sie eine 10-jährige Bundesanleihe stolze 55 Jahre besitzen. Wohl dem, der noch ein so langes Leben vor sich hat.

 

Wer etwas schneller Geld verdienen möchte, der sollte doch lieber bei Aktien bleiben. Es ist nicht die Frage, ob die Anlage in Aktien wieder ein Revival erlebt, sondern nur wann. Die Voraussetzungen verbessern sich mit jedem Tag, an dem mehr Geld aus dem Markt abfließt. Denn jeder Euro oder Dollar, der dann wieder auf den Aktienmarkt zurückkommt, verhilft zu steigenden Kursen. Und schon jetzt haben sich gewaltige Summen angehäuft, die in den vergangenen zwölf Monaten aus Aktien abgezogen wurden. Allein in den USA waren es 140 Milliarden Dollar. Vor diesem Hintergrund ist es wirklich bemerkenswert, dass die Aktienmärkte nicht viel stärker nachgegeben haben.

 

Wissen Sie, was ich glaube? Die Rallye am Aktienmarkt startet genau dann, wenn wirklich keiner damit rechnet. Der ideale Zeitpunkt wäre Anfang Mai. Denn dann würde eine der meistzitierten Börsenweisen auf den Kopf gestellt werden: „Sell in May and go away“. Mein Motto lautet eher: „Kauf vorm Mai und bleib dabei.“

 

 

Viele Grüße und viel Erfolg,

Ihr Alfred Maydorn

www.maydornreport.de

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