Liebe Leserinnen und Leser,
Gerne würden wir hier wieder ein anderes Thema behandeln, als Trump und seinen Einfluss auf die Märkte. Aber der Mann lässt uns leider keine andere Wahl und wird die Börsen wohl noch länger in Atem halten, als dies manchem lieb ist. Politische Börsen haben kurze Beine ist definitiv nicht mehr.
Trump forderte letzte Woche im „Bild“-Interview deutsche Autokonzerne dazu auf, dass diese Autos, welche sie in den USA verkaufen wollen, gefälligst auch in den USA produzieren sollten. Damit war er für die Deutschen Medien und Politiker der große Buhmann (der er ohnehin schon zuvor war), der entgegen der politischen Korrektheit und Diplomatie einen Wirtschaftskrieg provoziert. In China, wo die deutsche Autoindustrie in den letzten Jahren bekanntlich die allerbesten Geschäfte gemacht hat, darf jedoch kein einziges Auto verkauft werden, welches nicht in China mit einem chinesischen Joint Venture Partner (!) produziert wurde (der zudem unser Know-how abgreift).
Provoziert die chinesische Regierung damit auch einen Wirtschaftskrieg gegen Deutschland und ist so böse wie Trump? Nein, man muss sogar fragen, ob sie ist noch viel böser ist?! Denn sie zwingt dem Rest der Welt schon seit Anbeginn der vermeintlichen „Öffnung“ des Kommunistischen Chinas einen Wirtschaftskrieg auf, der vor allem China nutzt. Nur dass unsere Industrie die Bedingungen dieses Wirtschaftskrieges schluckt und das Beste daraus macht. Daher sind wir ziemlich sicher: Ähnlich wird es auch in den USA laufen, wenn Trump wirklich ernst macht. Doch die Jubelstimmung an den Aktienmärkten bezüglich Trump dürfte sich insbesondere in den USA bald eintrüben.
Wir rechnen noch im ersten Quartal mit einer Korrektur der Aktienmärkte um 5-10%. Die Frage ist nur, ob wir vorher noch signifikant nach oben ausbrechen, oder ob der S&P500 gerade ein „rounding top“ ausbildet.
Protektionismus bei steigenden Renditen und festem US-Dollar dürfte die Inflation anheizen, die gestern bereits auf 2,1% gestiegen ist. Gleichzeitig stiegen die Renditen der 10-jährigen auf nunmehr wieder 2,45%, was sofort den Goldpreis belastete.
Kein Wunder, dass Trump nun erstmals per Twitter zwitscherte, dass der US-Dollar zu hoch sei und dieser dann prompt den Rückwärtsgang einlegte.
Damit haben auch die Goldbullen nach zwei bitteren Monaten erstmals von einem Trump-Tweet indirekt profitiert. Denn USD und Gold laufen noch immer mit einer hohen Korrelation beinahe im Gleichschritt (siehe Charts rechts!). Tatsächlich dürfte aber der nach Mexiko als „Hauptfeind“ im Trump‘schen Wirtschaftskrieg geltende Rivale China einen nicht unerheblichen Anteil am Stopp des USD-Höhenflugs haben. Denn Peking hat zahlreiche Maßnahmen ergriffen, welche die Kapitalflucht aus China bremsen soll.
Damit wurde ein weiteres Dilemma, auf welches sich die Märkte noch einstellen müssen, offenbart: Alles, was Trump angekündigt hat, ist bullisch für den US-Dollar. Er möchte jedoch aus verständlichen Gründen (Exportchancen erhöhen und Importe unattraktiver machen) eine schwächere Währung.
Man muss kein Hellseher sein, um vorherzusagen, dass es daher schon bald zu einem Showdown zwischen dem Weißen Haus und der FED kommen wird!
Sollten die Inflationserwartungen steigen, wird die FED gemäß ihrem Auftrag die Zinsen weiter erhöhen wollen.
Yellen kündigte gestern an, dass die Zinsen bis auf 3% dieses Jahr steigen könnten und hat die Renditen wieder nach oben gebracht, den USD gestärkt und Gold geschwächt (siehe kurze Pfeile ganz rechts in den drei Charts). Ob dies schon die erneute Wende war? Entscheidend für den Goldpreis wird sein, dass weder USD noch US-Renditen zu schnell und zu steil steigen. Und dass vor allem der Realzins (Rendite minus Inflation) gering bleibt.
Bleibt Yellen ihrer Ankündigung treu, dann steigen die Zinsen schneller und zügiger als erwartet. Dies würde den USD weiter Auftrieb geben, da die Zinsdifferenz insbesondere zum Euro, der mit über 56% im USD-Index gewichtet ist, steigt. Es sei denn es passiert das, was wir jüngst an dieser Stelle schrieben und die EZB richtet ihre Zinspolitik einmal an Deutschland aus und steigt aus dem Gelddrucken aus. Verabredungen zwischen den Notenbanken, um globale Ungleichgewichte zu verhindern sollen ja nicht unüblich sein.
Bleibt die EZB allerdings der gewohnte Euro-Weichspüler, geraten Yellen und Trump sehr wahrscheinlich noch im ersten Halbjahr erstmals aneinander. Trump hatte im Wahlkampf getwittert, dass die FED die Zinsen künstlich unten halte, um Obama zu helfen. Nun kann man darauf warten, dass er sie kritisiert, sollte sie die Zinsen anheben!
Wir glauben nach den bisherigen Eindrücken von Trump nicht daran, dass er es lautlos hinnehmen wird, wenn die FED bei einer anziehenden Inflation mit ebenso stark anziehenden Zinsen das Wachstum, welches er für seine Versprechungen benötigt, abkühlen will. Yellen würde dann 2018 schnell ausgetauscht werden. Da die FED aber eine unabhängige Institution sein sollte, wird es interessant sein zu sehen, wie dieser Zwist aufgelöst wird.
In einem könnten sich daher die Märkte in Sachen Trump den letzten Monaten geirrt haben. Die Preisdrückungen von Gold und Silber waren wohl völlig übertrieben.
Denn Trump wird die Inflation anheizen und gleichzeitig will er niedrige Zinsen und eine schwache Währung. Mehr bullische Argumente gibt es kaum für Rohstoffe und auch Gold! Dies dürften auch die nach der Wahl in ihrer Trump-Euphorie aus dem Gold ausgestiegenen Hedge Fonds bald erkennen.
Betrachtet man zudem die Hauptintention der Trump-Politik, nämlich viele Jobs in den USA zu schaffen, dann muss man geradezu in vorsichtiger Euphorie für US-Rohstoffprojekte und die entsprechenden Aktien sein.
Denn: Nirgends lassen sich zwei Fliegen mit einer Klappe schneller schlagen, wie bei der Inbetriebnahme neuer Bergbau– und Rohstoffprojekte in den USA.
- Erstens entstehen neue Arbeitsplätze – insbesondere in der Trump-Wählerschicht der Arbeiter in den „abgelegenen Regionen“ (denn dort befinden sich meist die Rohstofflagerstätten).
- Zweitens kann er den Importüberschuss der USA deutlich reduzieren, wenn die Rohwaren bereits im Land gefördert und verarbeitet werden.
Unsere Prognose: Wie sich die Welt unter Trump verändern wird!
Fürs Protokoll wagen wir eine Prognose, wie sich die Weltordnung in den kommenden Jahren unter Trump neu justieren wird (wir holen diese Ausgabe in vier Jahren nochmals hervor, um diese Prognose auf ihre Treffergenauigkeit zu überprüfen):
Es wird neue Blockbildungen geben. Äußerungen von Trump, wie „die NATO ist obsolet“ oder „unsere Verbündeten sollten für unser Militär bezahlen“ deuten es bereits an. Hier soll neu justiert werden.
Militärisch Fakt ist: Auf diesem Planeten sind lediglich die USA, Russland und China militärisch unbesiegbar bzw. für fremde Truppen – im Gegensatz zu anderen Atommächten – nicht besetzbar. Hier kann keines dieser drei Länder ein anderes Land ausbooten und bezwingen.
Geostrategisch Fakt ist: Eine künftige Weltmacht regiert die Eurasische Platte um die neue „Silkroad“ (Seidenstraße). Dort vereinen sich mit China, Indien, Pakistan, Iran, Russland Afghanistan und den ehemals südlichen Sowjetstaaten wie Kirgistan oder Kaschstan einige der Bevölkerungsreichsten Länder der Welt und werden enormes Wachstum freisetzen, was in anderen, gesättigten Regionen, längst fehlt. Für eine Billion USD investiert China dort in Handelswege nach Europa und Afrika. Es geht um Häfen, Bahnlinien, Gasleitungen. Und um das Ziel, China zur größten Wirtschaftsmacht der Welt zu machen – wie zu Marco Polos Zeiten.
Und auf diese entscheidende Region haben die USA derzeit – auch dank der desaströsen Bush/Obama-Kriege in Afghanistan und im Irak – wenig Zugriff. Die USA sind auch kein Mitglied der Asiatischen Infrastrukturbank AIIB, die für einen Großteil der Finanzierung dieser Infrastrukturprojekte sorgt und damit die US-geführten IWF und Weltbank ausbootete.
Barack Obama sah in der neuen multilateralen Organisation, deren Hauptquartier in Peking nur unweit vom Hauptsitz der Kommunistischen Partei entfernt liegt, einen Angriff auf die Vorherrschaft Amerikas. Er versuchte, Amerikas Freunde und Verbündeten von einem Beitritt abzuhalten. Doch dies misslang und brachte China seinen ersten ganz großen diplomatischen Sieg auf der Weltbühne: Erst erklärte Großbritannien, dass es bei Pekings Seidenstraßen-Bank mitmacht, dann auch Deutschland.
Im Gegenteil: Durch die aggressive Politik gegen Russland (insbesondere auch durch den durch die CIA mit 5 Milliarden USD finanzierten Putsch in Kiew und dem durch die Aufzucht des IS angezettelten Krieges in Irak und Syrien), in der man sich einen Zugang zur Seidenstraße erhoffte, hat man Russland in die Arme Chinas getrieben.
Ein Bündnis Russland-China ist jedoch das Schreckgespenst aller US-Think-Tanks (beinahe noch schlimmer wie die Vereinigung Russlands mit Deutschland, was nachweislich seit mehr als 100 Jahren oberstes Ziel der US-Außenpolitik war und nun sehr wahrscheinlich diesem neuen Schreckgespenst China-Russland gewichen ist), da dann zwei der militärisch unbezwingbaren Gegner sich vereinen würden.
https://www.youtube.com/watch?v=cK54Xp6efw0
Daher, so unsere Prognose, wird Trump in den kommenden vier Jahren versuchen, Russland auf seine Seite zu ziehen. Seine bisherigen Putin-freundlichen Äußerungen deuten darauf hin, dass dies ist eine 180-Grad-Wendung wird, deren wirkliche Intention derzeit kaum jemand erkennt.
Um Russland noch auf die Seite des Westens und womöglich gar in ein gemeinsames militärisches Bündnis zu ziehen, wird er Russland stark entgegen kommen müssen (z.B. Anerkennung, dass die Krim zu Russland gehört und/oder das die Ukraine nicht in den amerikanischen Einflussbereich fällt). Dafür wird er viel Kritik einstecken müssen, denn die meisten, die noch in den alten Denkmustern der „One World Order“ feststecken, werden die neue Doktrin erst später erkennen.
Die neue Doktrin passt sich dieser „Operation Seidenstraße“ an und wird eine Art „Kampf der Kulturen“. Da Russland kulturell dem Westen deutlich näher steht (im Gegensatz zum kommunistischen China ist Russland sehr christlich geprägt und einigermaßen demokratisch) und Trump die alten Bündnisse in Frage stellt, sowie nur mit Russland als Partner, nicht aber als Gegner, Zugriff auf die Eurasische Platte, der neuen Mega-Wachstumsregion um die „new Silkroad“, erhält, wird man in den US-Thinktanks wohl den Plan von Zbigniew Brzezinski, dem einflussreichen Strategen der Bush– und Obama-Administration, nämlich Russland zu isolieren und dadurch den Weltmachtstatus der USA zu sichern, aller Voraussicht nach verwerfen.
Die insbesondere die unter der Bush/Clinton/Obama-Saudi-Connection aufgezogene, unheilige Allianz mit islamistischen Terrorgruppen wie ISIS, die offenkundig außer Kontrolle geraten sind, dürften künftig als neue gemeinsame Gegner präsentiert werden. Es würde perfekt ins historische Bild passen.
Die Amerikaner kämpfen in aller Regelmäßigkeit gegen ihre früheren Verbündeten.
- Erst rüstete man die Mujaheddin in Afghanistan gegen Russland auf, später kämpfte man gegen diese in Afghanistan.
- Dann rüstete man den Irak Saddam Hussein gegen den Iran auf, später kämpfte man gegen Saddam und den Irak.
- Nun rüstete und schuf den Islamischen Staat, künftig wird man ihn wohl entlang der südlichen Seidenstraße (gemeinsam mit Russland und gegen Saudi-Arabien, die man ebenfalls aufrüstete?) bekämpfen!
Damit hätte man den „Kampf der Kulturen“, den Brzezinski unbedingt verhindern wollte, da er und die meisten US-Thinktanks seit Aufhebung des Goldstandards, der durch den Petrodollar (USD-Öl-Standard) ersetzt wurde, im islamistischen, aber Ölreichen Saudi-Arabien einen der wichtigsten Verbündeten im Kampf um die globale Vorherrschaft der USA sah.
Unsere gewagteste Prognose ist daher: Diese Saudi-US-Connection und der Petrodollar steht womöglich vor dem Bruch, da sich diese mit der neuen Doktrin, dem Kampf der Kulturen, schwer vertragen wird.
Diese „Kulturen“ sind:
- China / kommunistischer Staatskapitalismus
- Islamische Länder / auf Shariarecht basierende Wirtschaftsordnung
- Westliche geprägte Marktwirtschaft
- Dazu gesellen sich derzeit noch autokratisch regierte Länder wie Russland oder die Türkei, die auf die eine oder andere Seite zu kippen drohen, oder bald umgarnt werden.
Sollten wir in dieser Einschätzung der Neuausrichtung der US-Strategie Recht behalten, wird die Welt nicht friedlicher.
Anstatt Russland als Feind zu bekämpfen, werden die künftigen Gegner eben Saudi-Arabien, Iran oder China heißen. Der US-Rüstungsindustrie dürfte es herzlich egal sein, gegen wen künftig die Waffen gerichtet sind.
Fazit: Für die USA wird es langfristig elementar sein, Russland auf die Westseite zu ziehen, denn in einem verfestigten Bündnis Russlands mit China wären die USA sonst unter den drei „Unbesiegbaren“ isoliert. China ist als die aufstrebende Handels– und Militärmacht die Spinne im Netz und hebelt die globale US-Vormachtstellung gerade im Kerngebiet des künftigen Weltwirtschaftswachstumsraums aus. Die USA werden nur mit einer komplett neuen Strategie noch Zugriff auf dieses Gebiet bekommen, da die bisherige Kriegsstrategie krachend gescheitert ist. Heben Sie diese Ausgabe ruhig auf und vergleichen Sie alle Außenpolitischen Aktionen und Bewegungen der neuen Trump-Administration der nächsten Monate mit diesen Prognosen.
Ihr Sascha Opel, Chefredakteur
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