Sehr geehrte Leserinnen und Leser!
Früher hieß es oft: Der Markt hat immer recht. Im Fußball sagt man: Die Wahrheit liegt auf dem Platz. Aber: Das große Bild, welches sich an den Märkten derzeit bietet, bildet die Realität nicht mehr ab! Der Grund: Das Eingreifen der Notenbanken in die Anleihemärkte verhindert eine Marktbereinigung bzw. einen Crash. Stellen Sie sich ein paar Fragen: Wo würden die griechischen, italienischen oder portugiesischen Staatsanleihen heute notieren, wenn die EZB in Form von Draghis „whatever it takes“-Spruch damals nicht die Garantie für diese übernommen hätte? Wo wären die Aktienkurse der Wall Street-Giganten wie Goldman Sachs oder JP Morgan nach Lehman gelandet, wenn die FED nicht das Ruder in die Hand genommen hätte? Wo würden viele Aktienkurse großer Blue Chips heute notieren, wenn diese nicht zig-Milliarden für Aktienrückkäufe tätigen würden, die man nur deshalb tätigen kann, weil man sich auf der anderen Seite unverschämt günstig am Anleihemarkt (dank der künstlichen Nullzinsen der Notenbanken) verschulden kann? Wer also die Ist-Situation an den Märkten als Abbild der Realität betrachtet, der glaubt auch daran, dass die Menschheit durch Gelddrucken reich wird und alle Probleme dadurch gelöst werden. Dies ist die Illusion, die derzeit an den Märkten herrscht. Die Wahrheit findet man eher im (nicht von Zentralbanken manipulierten) Rohstoffsektor der letzten Jahre. Die bis Ende 2015 einbrechenden Öl– und Basismetallpreise dürften die wahre Befindlichkeit der Weltwirtschaft wiedergeben. Steigende Aktien– oder gar die auf blasenartigen Niveaus befindlichen Anleihekurse sind quasi „optische Täuschungen“. Der Rohstoffsektor spiegelt die Zyklen wider, welche an den Aktien– und Anleihemärkten von den Notenbanken durch deren Eingreifen ausgeblendet werden. Wir haben keine Ahnung, wie lange dies noch gut geht. Dass sich ein neuer Rohstoffzyklus nach oben verfestigen wird und wir Blasen in vielen anderen Assetklassen durchlaufen, steht für uns fest! Die Wahrheit findet man zwar derzeit dank dem Dauereingriffen aller westlichen Notenbanken nicht auf dem Platz, aber wir versuchen diese trotzdem für Sie zu ergründen.
Aktuelle Markteinschätzung: Eine nicht unrealistische Verschwörungstheorie!
Vor circa zwei Wochen meinte ich zu meinem Kollegen Uli Pfauntsch, dass ich das Gefühl habe, die Zentralbanken hätten sich nach dem schwachen Jahresstart abgesprochen. Der plötzliche Schwächeanfall des US-Dollars, der Anstieg von Öl um 40%, sowie der wie an der Schnur gezogen erholte S&P500, die urplötzliche Wende der ins Bodenlose zu fallen drohenden US-Zinsen und der ruckartige Turnaround bei vielen Rohstoffen.
Dies alles roch geradezu nach einer konzentrierten Aktion zur Stabilisierung der Märkte.
Um eine solch globale, marktübergreifende Reaktion hervorzurufen, eignet sich am besten die Beeinflussung des US-Dollar.
Ein zu starker US-Dollar ist eine Gefahr für die meisten Schwellenländer. Diese sind oft in US-Dollar verschuldet und diese Schulden erfahren mit einem zu starken US-Dollar eine Aufwertung. Zeitgleich sind die meisten Schwellenländer aber auch große Rohstoffexporteure und leiden zusätzlich an der Preisschwäche der Rohstoffe, wenn diese durch den starken US-Dollar unter Druck geraten.
Seit Montag kursiert nun das Gerücht, dass es den sogenannten „Shanghai Accord“ gegeben habe.
Demnach haben sich die Notenbanken und Politiker beim G20-Treff in Shanghai darauf verständigt, dass der US-Dollar geschwächt werden müsse, um eine globale Rezession oder Abwärtsspirale zu verhindern. Zur Erinnerung: Der US-Dollar-Index erreichte ziemlich genau mit der lange angekündigten Zinserhöhung der FED im Dezember ein Mehrjahreshoch. Da andere Notenbanken die Märkte mit unkonventionellen Schritten überraschten (China, Neuseeland, EZB etc.) musste die FED eingreifen, um den massiven Fluss in den US-Dollar vorübergehend zu stoppen.
Die Tatsache, dass in diesem Jahr wohl maximal zwei weitere (Mini-)Zinsschritte der FED erwartet werden (wir erwarten maximal noch einen, aber auch dieser könnte ausfallen), half auch dem heftig angeschlagenen Junk-Bond-Sektor in den USA wieder auf die Beine. Im Chart oben rechts sieht man die Erholung des HYG (iShares iboxx USD High Yield Corporate Bond ETF. Dieser ETF bündelt die liquidesten und größten Hochzinsanleihen, darunter zahlreiche Fracking–, Öl– und Energieanleihen. Der plötzliche USD-Schwäche (nach Absprache der Notenbanken?) brachte nicht nur eine Erholung der Ölpreise, sondern im Schlepptau auch eine deutliche Entspannung am Hochzinsmarkt. Der steile Abwärtstrend bei den Junkbonds scheint gestoppt. Das Platzen der Blase scheint vorerst verhindert worden zu sein.
Der Euro ist inzwischen die beliebteste Carrytradewährung des Planeten.
Die Zentralbanken haben die Gefahr erkannt: Je günstiger man sich im Euro verschulden kann, desto mehr Geld fließt in höher verzinsliche, sichere US-Dollar-Staatsanleihen, die zudem noch einen Währungsgewinn versprechen. Dieses Spiel wollen die Zentralbanken anscheinend stören. Denn es könnte in der Tat heftige Folgen haben, wenn der USD ungestört weiter aufwerten würde.
Im folgenden Chart sieht man die Entwicklung der 10-jährigen US-Zinsen. Auch hier auffällig der Abriss des Aufwärtstrends im Dezember nach der ersten Zinserhöhung.
Ein schwächerer USD und fallende Zinsen, die real ins Negative laufen, sowie ein Ölpreis, der trotz der jüngsten Anstiege wohl auf längere Zeit gedeckelt erscheint, sind in Kombination mit einer weltweit expansiven Geldpolitik fast aller Notenbanken ein perfekter Nährboden für Gold.
In den letzten Ausgaben haben wir uns weit aus dem Fenster gelehnt und die These aufgestellt, dass der Goldpreis nicht nur in den Weichwährungen vieler Emerging Markets (Rand, Rubel, türk. Lira etc.), wo jüngst neue Allzeithochs markiert wurden, erreichen würde, sondern in den nächsten 2-3 Jahren in allen westlichen Währungen. Entsprechend wollen wir uns in den nächsten Wochen und Monaten, die nicht ohne Rücksetzer bleiben werden, in den besten Aktien weiter positionieren.
Denn wir sind überzeugt, dass die FED mit ihrer Geldpolitik inzwischen mit dem Rücken zur Wand steht. Wir hatten bereits vor dem jüngsten Zinsentscheid im Update 29/2016 vom 16. März geschrieben, warum der Schein einer gut laufenden Konjunktur und der angeblichen „Vollbeschäftigung“ zwar aufrecht erhalten wird, damit man weiter von möglichen Zinserhöhungen fabulieren kann.
Jedoch sollte man im Hinterkopf behalten, dass die Statistiken in den USA massiv geschönt sind. Würde die Konjunktur brummen und dies tatsächlich zu steigender Inflation führen, hätte die FED die Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder man belässt die Zinsen wie aktuell nahe Null und treibt die Inflation nach oben (wäre gut für den Goldpreis). Oder man hebt die Zinsen tatsächlich aufgrund der (offiziellen) Zahlen nochmals an, dann gibt’s sehr wahrscheinlich weitere Turbulenzen am Aktien- und Bond-Markt. Auch dann ist Gold wieder der sichere Hafen. Bei der extrem hohen US-Verschuldungslage hätten schon 1% Zinserhöhung katastrophale Auswirkungen.
Viele Grüße
Ihre Redaktion von www.sicheres-vermoegen.de & www.rohstoffraketen.de
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