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Draghi in der Sackgasse: Denken Sie für den 10. März an das Undenkbare!

Sehr geehrte Leserinnen und Leser!

 

Mario Draghi kann am 10. März bei der Entscheidung der weiteren Geldpolitik der EZB fast nur enttäuschen. Denn: Die Anleger am Anleihemarkt preisen derzeit eine Erwartung ein, die nur schwer zu erfüllen sein wird. Ebenso steigen die Aktienkurse seit ein paar Tagen in Vorfreude auf eine enorme weitere Lockerung an, was sowohl am Anleihe-, als auch am Aktienmarkt (sofern dieser seinen Anstieg bis zum 10. März fortsetzt) für Enttäuschungen sorgen kann.

Was sehen die Fakten und Erwartungen konkret aus?

  • Die Konsumentenpreise im Euro-Raum haben sich im Februar nochmals negativ entwickelt. Lag die Inflation im  Januar noch bei 0,2%, sind die Preise im Februar nach vorläufigen Berechnungen um 0,2% gefallen. Das ist Deflation. Die EZB strebt bekanntlich eine Teuerungsrate von rund 2% an.
  • Es wird daher im Markt erwartet, dass EZB-Präsident Mario Draghi am 10. März eine Ausweitung des Anleihekaufprogramms und/oder weitere Zinssenkungen ankündigen wird.
  • Da inzwischen Bundesanleihen bis zu 8 Jahren Laufzeit negativ rentieren und die EZB nur Papiere aufkaufen darf, die über ihrem Zinssatz von –0,3% liegen, müsste sie den Zins erheblich senken, um weiteres Material am Markt aufsammeln zu können.
  • Eine weitere deutliche Senkung – zum Beispiel auf 0,5% Minus – würde jedoch die ohnehin angeschlagenen Banken hart treffen.
  • Zudem zeigt sich in der Schweiz, die schon länger mit Negativzinsen leben, dass die Kreditnachfrage durch Negativzinsen nicht zu-, sondern abnimmt. Das bisherige Emissionsvolumen von Anleihen von Unternehmen, Kantonen und Pfandbriefinstituten ist mit rund 9 Mrd. SFr. um 35% niedriger als im Januar und Februar vergangenen Jahres. In der Schweiz haben Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit schon seit Januar 2015 ein negatives Vorzeichen. Gestern wurden sie mit 0,48% gehandelt.
  • 78% der Deutschen Bundesanleihen werfen derzeit keine oder Negativzinsen ab. Sprich: Wer sein Geld sicher anlegen will, zahlt derzeit eine Strafgebühr. Sollte die EZB am 10. März den Zins noch weiter ins Minus drücken, wird immer mehr deutlicher, dass die hochverschuldeten Staaten sich auf Kosten der Sparer sanieren.

Wir haben diese Entwicklung schon vor Jahren vorhergesagt und erklärt, warum Sparen in Geldwerten mit der „Lirarisierung des Euro“ keinen Sinn mehr macht. Immer mehr Investoren und normale Sparer werden in Risikoanlagen gedrückt, die sie in einem normalen Zinsumfeld nicht eingehen würden. Dies führt dazu, dass Investoren nun Aktien oder Immobilien kaufen, obwohl sie damit womöglich keine Erfahrung haben

In einer Welt, in der der Schuldner nahezu nichts zu zahlen braucht – und wenn selbst die Schuldenlast bei Negativzinsen noch zu hoch ist, dann die EZB seine Risiken in ihre Bücher nimmt – muss man sich nicht wundern, wenn die Märkte irgendwann außer Rand und Band geraten! Im Handelsblatt war diese Woche zu lesen: „Keiner ist im öffentlichen Ansehen tiefer gefallen als der Sparer. Einst war er das Vorbild der Gesellschaft, heute wirkt er wie ein Außerirdischer.“ Dem ist nichts hinzuzufügen!

Bereits 2010 schrieben wir, dass das Deutsche Sparmodell – in Geldwerten zu sparen – ausgedient hat. Diese Befürchtung ist nun Realität. Spanier, Italiener und andere Eurostaaten, die früher Weichwährungen hatten, haben traditionell in Sachwerten wie Immobilien gespart. Deshalb ist die Eigentumsquote in diesen Ländern deutlich höher als im Mieterland Deutschland, welches durch die harte D-Mark Geldwerte bevorzugte.

Durch den niedrigen Zins leisten sich nun auch in Deutschland immer mehr Menschen Wohneigentum. Motto: Lieber das Geld in die eigene Immobilie investieren und die niedrigen Zinsen nutzen, als Geld zu sparen, welches sukzessive auf dem Konto schrumpft. Ausländer fanden den Deutschen Immobilienmarkt schon seit Jahren attraktiv. Vor allem Berlin übt nach wie vor eine hohe Anziehungskraft aus. Doch dieser Boom könnte in einigen Jahren zu ähnlichen Verwerfungen führen, wie die Immohypes in den USA, Irland oder Spanien. Sobald Deutschland, welches jetzt noch von hoher Beschäftigung und damit Kaufkraft gesegnet ist, aus irgendwelchen Gründen zu kippen beginnt, dürfte das Deutsche Immobilienwunder vorbei sein. Dies dürfte jedoch erst in einigen Jahren der Fall sein.

Was erwarten wir kurzfristig: Das Vertrauen in die Notenbanken ist merklich angeschlagen und dass den Währungshütern die Kontrolle entgleiten könnte, ist inzwischen einigen großen (und auch kleinen) Marktteilnehmern bewusst. Einige Ökonomen sehen in negativen Zinssätzen nicht länger eine Möglichkeit zur Ankurbelung einer trägen Kreditwirtschaft, sondern sehen diese als einen Akt der Ratlosigkeit oder Verzweiflung.

Das warnende Beispiel lieferte Japan 

Als Japans Währungshüter vor vier Wochen die Einführung von Negativzinsen ankündigten, stimulierte dies die Anleger nur noch sehr kurzzeitig. Danach ging es mit der Währung steil bergauf und mit dem Aktienmarkt bergab. Das exakte Gegenteil was zu erwarten gewesen wäre. Hier wurde erstmals deutlich, dass der Markt an den Segnungen der Notenbanken zu zweifeln beginnt.

Die NZZ schrieb dazu:

Die Diagnose der geldpolitischen Erschöpfung macht die Runde. Laut diesem Krankheitsbild ist – wie bei jedem Drogensüchtigen – eine ständig höhere Dosis notwendig, um eine gleichbleibende Beruhigung zu bewirken. Doch Zinsen lassen sich nicht beliebig senken. Irgendwann setzt die Flucht ins Bargeld ein, und zwar dann, wenn die Strafzinsen schwerer wiegen als die Aufbewahrungs- und Versicherungskosten für Bargeld. Wo diese Marke liegt, ist unklar und von Land zu Land verschieden.

Offenkundig ist aber, dass die Grenze bei einer Abschaffung von Bargeld im Nu verschwände und der Handlungsspielraum der Geldpolitik wieder massiv zunähme. Der Enteignung des Sparers wäre dann kein Limit mehr gesetzt – ein beklemmendes Szenario, das Wachsamkeit verlangt gegenüber jedem noch so harmlos scheinenden Versuch der Bargeldbeschränkung.“

Und weiter: Während der Nutzen der unkonventionellen Medizin schleierhaft bleibt, sind die Nebenwirkungen augenscheinlich. Vier Nachteile stehen im Fokus:

  • Erstens steigt die Gefahr eines Währungskriegs, da Notenbanken mit Negativzinsen auch darauf abzielen, ihre Währungen zu schwächen. In einer globalisierten Welt gibt es bei einem solchen Abnützungskampf nur Verlierer.
  • Zweitens gerät die ohnehin fragile Bankbranche unter zusätzlichen Druck: Aus Furcht vor einer Flucht ins Bargeld schreckt sie davor zurück, Spargelder mit Negativzinsen zu belasten. Also sinkt die Zinsmarge, was die Kreditvergabe, die man mit tiefen Zinsen eigentlich ankurbeln will, zusätzlich lähmt.
  • Drittens kommt es zu einem Anlagenotstand: Wenn weltweit bereits Staatsanleihen im Wert von gegen sieben Billionen Dollar negativ rentieren, sind künftige Pensionen oder Versicherungsleistungen immer schwieriger zu finanzieren.
  • Viertens resultieren eine Blasenbildung bei Vermögenswerten wie Immobilien und eine Fehlallokation von Kapital, zumal das viele Gratisgeld auch in unproduktive Projekte fließt, die man sich mit „normalen“ Zinsen nie leisten könnte.   

Ein Ausweg wäre „Helikoptergeld“, also das sprichwörtliche Abwerfen frisch gedrucktem Geldes. Allerdings nicht per Helikopter, sondern direkt auf die Konten der Bürger.

In der Financial Times wurde genau dies bereits propagiert:  http://www.ft.com/cms/s/2/9b3c71f8-d97f-11e5-a72f-1e7744c66818.html#axzz41CQwnd8Z

Bei einer Tagung in München brachte Lord Adair Turner, ehemaliger Chef der britischen Bankenaufsicht FSA, zudem das Thema direkte Staatsfinanzierung durch die Notenbank auf den Tisch: „Insgesamt leiden wir unter einem Schuldenüberhang, der so schwer ist, dass es keinen klaren Ausweg zu geben scheint, sagte Turner im Rahmen der „Münchner Seminare“ von Ifo-Institut und Süddeutscher Zeitung. „Angesichts dieses Schuldenüberhangs und des unangemessenen Wachstums scheinen wir ohne Munition dazustehen.“ Hier kommt Turners Punkt: „Ich glaube, dass es Umstände gibt, in denen es für Notenbanken die beste und die am wenigsten riskante makroökonomische Maßnahme ist, Geld zu drucken und damit staatliche Defizite zu bezahlen.“ (SZ)

Wir empfehlen Ihnen dringend, den kompletten Artikel zu lesen.

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/rolle-der-notenbanken-hubschrauber-geld-1.2885165-2

Unsere Meinung: Diese Maßnahme der direkten Staatsfinanzierung würde zweifelsohne die Inflation zurückbringen, welche die aktuelle Geldpolitik nicht zu schaffen vermag. Sollte sich eine deflationäre Abwärtsspirale bilden (oder die EZB der Meinung sein, dass die Gefahr besteht), wird dies ein Thema werden! Der größte Gewinner wäre in diesem Szenario wohl Gold. Aber auch der Aktienmarkt dürfte bei einer staatlichen Auftragsflut und angesichts der wagen Aussicht auf Geldentwertung von einer Flucht in den Sachwert Aktie profitieren!

Kurzfristiger Ausblick: Nachdem die Zone um 9.600 (unser Mindestziel dieser Erholungsbwegung) genommen wurde, ist der Weg nach oben zunächst technisch frei. Selbst die Zone um 10.500 (Gap vom Jahresbeginn) rückt nun wieder in Reichweite. Nach unten sehen wir erst bei einem Fall unter die 9.000 Punkte Gefahr in Verzug. Allerdings sehen wir bei einer bis zum 10. März fortgesetzten Aufwärtsbewegung eine erhebliche Enttäuschungsgefahr, die wir eingangs beschrieben haben. Daher unser konkreter Rat:

Alle Trading– und langfristigen DAX-Positionen und Blue Chips vorerst halten. Sollte der DAX in der kommenden Woche vor der EZB-Sitzung in Richtung 10.000 anziehen, empfehlen wir vor der Sitzung erste Absicherungsmaßnahmen!

 

Ihr Sascha Opel,

Chefredakteur www.sicheres-vermögen.de, www.rohstoffraketen.de

 

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