Foto www.shutterstock.com 309461696.jpg

Die historisch einmalige, neue Negativzinswelt und ihre Folgen!

Negativzinsen sind ein historisch einmaliges Experiment mit offenem Ausgang und stellen eine neue Form der finanziellen Repression dar. Wie Bert Rürup im Handelsblatt jüngst richtig schrieb, sind diese in einer Ahnenreihe mit den Münzfälschungen des Mittelalters oder den Inflationierungen durch Gelddrucken der Notenbanken zu sehen. Es ist der verzweifelte Versuch, die umgreifenden deflationären Kräfte zu bekämpfen. Deflation ist für den Staat schlecht, da dessen Schulden dann aufgewertet werden. Der Staat will das Gegenteil: seine Schulden sollen durch Inflation entwertet werden. Klappt die Inflationierung nicht, drohen Staatspleiten und/oder erhebliche Steuererhöhungen und/oder Vermögensabgaben.

Vorher dürfte diese Geldpolitik jedoch zu weiteren Blasen in diversen Assetklassen führen. Anleihen, Aktien, Immobilien, Gold. Aber auch in Nischenmärkten wie der Kunst, bei Oldtimern, Wein oder anderen, nicht beliebig reproduzierbaren Geldersatzmärkten werden Blasen entstehen, die jedoch keine Systemrelevanz haben. Nur, stehen wir noch am Anfang dieser Blasenbildungen, oder sind einige bereits am Platzen?

Anleihen: Firmen, die besser kein Geld bekommen sollten, bekommen Geld, Firmen, die kein Geld brauchen, nehmen es trotzdem!

Früher dachte man: Tiefer als Null kann die Rendite bei Anleihen nicht sinken und ergo die Kurse nicht steigen. Falsch gedacht! Heute notieren Bundesanleihen bis 8 Jahren Laufzeit im negativen Terrain. Im Bloomberg Global Sovereign Bond Index sind 30% der Anleihen inzwischen im negativen Renditebereich. Global betrifft dies Anleihen im Gegenwert von circa 7 Billionen USD Nominalwert.

Hätte uns vor 5 oder 10 Jahren jemand erzählt, dass Investoren bereit sind, in großem Stil Anleihen weiter zu halten, die auf mehrere Jahre eine negative Rendite abwerfen, wir hätten ihn für verrückt erklärt!

Klar ist auch: Ohne die künstlichen Null– oder Negativzinsen der Zentralbanken und die massiven Gelddruckmaßnahmen wäre die Anleiheblase längst geplatzt. Die Wahrheit der Kurse sahen wir, als 2010 die Renditen der PIIGS-Länder (Portugal, Italien, Irland, Griechenland, Spanien) plötzlich ein Eigenleben begannen und die Renditen in die Höhe schossen bzw. die Kurse kollabierten. Ohne Eingreifen der EZB wären diese Länder damals aus dem Eurosystem katapultiert worden.

Der Anlagenotstand der Großinvestoren am Anleihenmarkt trieb diese auf der Suche nach höheren Renditen in den Corporate Bond-, den Emerging Market Bond– und den High Yield/Junk-Bond-Sektor. Länder und Gesellschaften, die in einem normalen Zinsumfeld kaum Geld bekommen hätten, bekamen nun das Geld hinterhergeworfen. Auch hier entstanden Blasen und Fehlinvestitionen, die nun platzen. Am offensichtlichsten im US-Fracking-Bereich. Beim aktuellen Ölpreis dürften so gut wie alle US-Schiefergas­förderer in 2016/17 vor der Pleite stehen. Es drohen Anleiheausfälle in Höhe von 300 Milliarden USD, welche in den letzten Jahren platziert wurden. Inklusive Bankkredite und weiteren Investments im Frackingsektor könnten die Ausfälle auch an die 1 Billion USD heranreichen. Solvente Unternehmen dagegen können sich so günstig verschulden wie noch nie. Gesellschaften wie Nestle haben schon Bonds mit Nullrenditen platzieren können. Dies führt zu folgender Konstellation: Anstatt die Schulden in diesem Umfeld zu tilgen, nehmen viele Blue Chips die günstigen Bedingungen am Anleihemarkt mit und kaufen lieber eigene Aktien zurück.

Sprich: Auf der einen Seite bekommen viele Firmen Geld, welche es besser nicht bekommen hätten, da ihre Geschäftsmodell defizitär sind. Auf der anderen Seite nehmen viele gesunde Firmen das billige Geld, welche es gar nicht benötigen, um Aktien zurückzukaufen. Eine logische Folge dieser Entwicklung: die Unternehmensgewinne treten den Rückzug an. Denn die Marktbereinigung bleibt aus, solange auch die kranken Firmen mit durchgeschleppt werden.

 Aktien: Warten auf die Marktbereinigung! Die Aktienmärkte zweifeln inzwischen an dieser Insolvenzverschleppung durch den Anleihemarkt.

Statt eines immerwährenden Kursanstiegs setzte es zum Jahresbeginn weltweit kräftige Kursverluste. Die Lösung erscheint alternativlos: Es muss noch weiteres Notenbankgeld in die Märkte gepumpt werden, um die Patienten am Leben zu erhalten. Dabei reicht ein Blick nach Japan, wo am längsten mit Nullzinsen und Gelddrucken experimentiert wird, dass weder dort noch in den USA oder Europa diese „segenbringenden“ Programme einen gigantischen Wirtschaftsaufschwung ausgelöst haben. Die massiven Krisen wurden dadurch lediglich gebremst und an den Aktienmärkten wieder aufgeholt. Die Zeit wurde jedoch von vielen Regierungen nicht genutzt, um bestehende Wirtschaftsstrukturen anzupassen und bestehende Risiken zu reduzieren. Die operativen Gewinne sind bei den meisten Firmen seit 2012 sehr bescheiden ausgefallen und werden lediglich durch massive Aktienrückkäufe aufgebläht. Vorstände lassen sich für diese Programme dagegen ordentlich feiern. Die eine oder andere Firma wäre jetzt komplett schuldenfrei, doch lieber wurden Anleihen aufgenommen, um Aktienrückkäufe zu tätigen oder eine Sonderausschüttung für den Aktionär zu tätigen. Vorstände profitieren von diesem Vorgehen natürlich eher über ihre Aktienoptionen.

Wie geht’s weiter? Im Moment sind sämtliche Aktienindizes technisch angeschlagen. So bullisch wir letztes Jahr noch für den alternativlosen Aktienmarkt waren, so vorsichtig sind wir jetzt. Die Frage ist, was passiert, wenn die Notenbanken nochmals Gas geben? Wird der Aktienmarkt dann erst in die „richtige Blasenphase“ übergehen, oder war es das schon?

Unsere Prognose: Wenn die Notenbanken (EZB, BoJ, SNB) die Zinsen weiter ins Negative drücken und auch die FED die Wende von der Zinswende offiziell verkündet, dürfte zumindest in 2016 nochmals eine gewaltige Lawine in den Aktienmarkt schwappen. Dabei setzen wir einstweilen weiter auf möglichst defensive Nahrungsmittel– und Konsumwerte. Man erkennt bereits jetzt, dass sich Aktien wie Unilever, Coca Cola, McDonalds, Danone, Adidas, Beiersdorf, Henkel etc. deutlich vom Gesamtmarkt absetzen . Diese Gesellschaften stehen mit den US-Tech-Blue Chips Alphabet, Google und Microsoft weiter ganz oben auf unserer Kaufliste bei den Einzelwerten. Damit sollten Sie sowohl bei einer erneuten Radikalisierung der Geldpolitik als auch in einer Baisse gut fahren.

Über 30% Plus stehen im Gold Bugs Index ETF seit Jahresbeginn in unserer Empfehlungsliste auf der Habenseite. Das Jahresziel von 55 Euro wurde damit bereits übertroffen. Trotzdem sind wir aus verschiedenen Gründen weiter sehr optimistisch für den Goldsektor. Und zwar so optimistisch wie seit Jahren nicht mehr. Dafür gibt es handfeste Gründe:

1.) Viele Investoren, die dem Goldsektor in der langen Baisse der letzten 4 Jahre den Rücken gekehrt hatten, kommen nun zurück. Gold– und Goldminen-ETFs haben wieder tendenziell Zuflüsse zu verzeichnen.

2.) Die Marktbereinigung, welche dem Ölsektor droht, hat der Goldsektor bereits hinter sich. Viele unrentable Projekte der Majors wurden gestoppt oder verkauft, die Bilanzen bereinigt, viele Juniors haben sich gesundgeschrumpft.

3.) Die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor haben auch vielen Privatanlegern wieder in Erinnerung gerufen, dass Bankguthaben und alle anderen Einlagen entweder Zahlungsversprechen sind und einem Gläubiger/Schuldner-Verhältnis unterliegen. Mit Gold gibt es kein Ausfallrisiko, sondern lediglich ein Kursrisiko. Jedoch kann Gold auch jederzeit in jede Währung wieder getauscht werden.

Technisch sollte sich der Aufschwung beim Gold und bei den Minen nach einer wünschenswerten Korrektur, welche entweder über die Zeit (Seitwärtsbewegung) oder über die (140/145 beim HUI!) erfolgen sollte, weiter fortsetzen!

Sascha Opel,Redaktion von www.sicheres-vermoegen.de und www.rohstoffraketen.de

Über den Autor

Verwandte Beiträge