Aktienkurs absurd niedrig!
Nachdem der Deal mit Maersk Oil veröffentlicht wurde, errechneten die Analysten von First Energy einen implizierten Wert von 3,91 CAD für die Aktie von Africa Oil. Wie Keith Hill im jüngsten Conference-Call sagte, ist der Erhalt von 500 Millionen US-Dollar in Cash zum Ende des ersten Quartals als relativ sicher und vorhersehbar einzustufen. Die Summe von 500 Millionen Dollar für die Hälfte der Anteile an den gegenständlichen Blocks, impliziert für den gesamten Anteil einen Wert von 1 Milliarde US-Dollar oder umgerechnet circa 1,33 Milliarden CAD. Bei 456,4 Millionen ausstehenden Aktien, errechnet sich somit ein Wert von 2,91 CAD je Aktie – die potenziell verbleibenden Zahlungen über 405 Millionen Dollar von Maersk Oil, das gesamte Upside-Potenzial aus der Exploration und der bestehende Cashbestand von Africa Oil noch nicht einmal berücksichtigt.
Mit anderen Worten: Eine Komplettübernahme von Africa Oil wäre vermutlich nicht unter 5,00 CAD pro Aktie über die Bühne gegangen. Stellt sich weiterhin die Frage, weshalb die Aktie derzeit lediglich zu Kursen um 1,85 CAD den Besitzer wechselt. Ein Grund für die irrational niedrige Bewertung sind sicherlich die tiefen Ölpreise und das allgemein trostlose Marktumfeld im gesamten Ölsektor. Doch es gibt noch einen weiteren Faktor, auf den das Unternehmen selbst kaum Einfluss hat: Die Entwicklung des geplanten Pipeline-Projekts.
Im Rahmen der jüngsten Conference-Calls stellte Keith Hill klar, dass die Pipeline der entscheidende Schlüssel zur kommerziellen Ölproduktion in Kenia ist. Die Lage südlich der Sahara stellt sich wie folgt dar:
Übersicht über die beteiligten Player
Die ersten spektakulären Öl-Entdeckungen meldete Tullow Oil 2009 in Uganda. In 2012 veröffentlichten Tullow und Africa Oil mit dem Ngamia-1 Well die erste Basin Opening Discovery in Kenia. Die Schätzungen für die Ölfelder in Uganda belaufen sich auf 6,5 Milliarden Barrel und auf bislang 600 Millionen Barrel in Kenia.
- In 2012 meldete Tullow ein Farm-Down seiner Ölfelder in Uganda an den französischen Ölkonzern Total und die chinesische CNOOC, den drittgrößten Mineralkonzern der VR China. Jeder der Partner hat gleiche Anteile an den drei Blocks in Uganda.
- An den Öl-Ressourcen in Kenia, die sich bislang ausschließlich auf die Entdeckungen im Lokichar Basin begrenzen, ist Tullow zu 50 Prozent beteiligt, Africa Oil zu 25 Prozent und Maersk Oil ebenfalls zu 25 Prozent.
- Kenia Block 9 teilt sich Africa Oil jeweils zur Hälfte mit dem US-Ölunternehmen Marathon Oil.
- Am South Omo Block, Äthiopien, hält Africa Oil 15 Prozent, Maersk 15 Prozent, Tullow 50 Prozent und Marathon 20 Prozent.
- Am Rift Basin Block, Äthiopien, hält Africa Oil 25 Prozent, Maersk ebenfalls 25 Prozent und Marathon 50 Prozent.
Pipeline-Route: Franzosen als „Spielverderber“?
Uganda befindet sich im Innern des Kontinents, die Ölfelder sind 1.350 Kilometer von der Küste entfernt. Die Ölfelder in Kenia befinden sich 850 Kilometer vom geplanten Ölexport-Terminal weit weg. Die beheizte Pipeline, die benötigt wird, um das wachsartige Rohöl zu befördern, wäre nach Fertigstellung weltweit die längste ihrer Art.
Alles schien bereits unter Dach und Fach, als die Regierungen von Kenia und Uganda am 10. August 2015 ein gemeinsames Kommuniqué veröffentlichten, wonach sich die Präsidenten beider Staaten auf die nördliche Route (Hoima-Lokichar-Lamu) geeinigt haben.
Doch kaum, als die Tinte richtig trocken war, meldete der CEO von Total, Patrick Pouyanne, dass sein Konzern eine Vereinbarung mit Uganda und Tansania unterzeichnet hätte, um die südliche Route über Tansania zu untersuchen. Als Grund nannte Total Sicherheitsbedenken. Im gemeinsamen Kommuniqué von August wurde unter anderem vereinbart, dass die Regierung von Kenia die Sicherheit auf der kenianischen Seite der Pipeline gewährleistet. Durch die Nähe der somalischen Al-Shabaab Miliz, die bereits mehrfach über die Grenze kam und Anschläge in Kenia verübt hat, scheint Total an den Zusagen der kenianischen Regierung zu zweifeln.
Von der nördlichen Route hängt sehr viel für das Land ab. Denn sie ist Teil des massiven Infrastrukturprojekts namens Lapsset (Lamu Port Southern Sudan-Ethiopia Transport Corridor). Das Projekt beinhaltet den Bau eines Tiefseehafens, ein 880-Megawatt Flüssiggas-Kraftwerk, die Pipeline, um das Öl aus den Feldern in Uganda und Kenia abzutransportieren und eine Meerwasser-Entsalzungsanlage, um der Wasserknappheit in der Region zu begegnen. Das kenianische Finanzministerium schätzt die Kosten für das Lapsset-Projekt auf 26 Milliarden US-Dollar. Zudem sieht die Regierung von Kenia Resort-Städte, einen internationalen Flughafen und überregionale Autobahnen vor.
Was hoffen lässt: Die Weltbank Gruppe hat für das Projekt bereits 1,8 Milliarden Dollar zugesagt, einschließlich 600 Millionen Dollar für die Pipeline, die vom privaten Investmentzweig der Weltbank, IFC, bereitgestellt werden. Finanzielle Beteiligung in Milliardenhöhe sagten auch die Afrikanische Entwicklungsbank, die Europäische Union und die Islamische Entwicklungsbank zu. Im Sommer, als Obama dem Land einen Besuch abstattete, den die Kenianer begeistert feierten, wurde zwischen den USA und Kenia ein Memorandum über eine Reihe von Megadeals unterzeichnet. Währenddessen sind die Chinesen bereits dabei, Eisenbahnlinien von Mombasa nach Nairobi und möglicherweise nach Uganda, Ruanda, Burundi und den Südsudan zu bauen, die voraussichtlich Anfang 2018 fertiggestellt werden.
Regierung zeigt sich unbeeindruckt
Die Regierung von Kenia zeigt sich in der Öffentlichkeit unbeeindruckt vom vermeintlichen Sinneswandel seines Nachbarlandes. Der amtierende Transport Kabinetts-Sekretär, James Macharia, wird mit den Worten zitiert, dass Kenia seine Ziele „unbeirrt“ weiterverfolgt. „Alles läuft nach unseren eigenen Plänen. Nichts hat sich geändert“. Dennoch wäre es ein schwerer Rückschlag für Africa Oil und seine Partner, sollten Uganda und Total tatsächlich die südliche Route weiterverfolgen. Laut den Aussagen von Keith Hill ist die nördliche Route nach Lamu die einzig ökonomisch tragfähige Option.
Fazit
Africa Oil und seine Partner haben nur bedingt Einfluss auf die endgültige Entscheidung über die Pipeline-Route. Was die Tragfähigkeit des gesamten Projekts und damit auch die Investitionsbereitschaft der Industrie erhöht, sind zwei Faktoren: Der Ölpreis und das Ausmaß der Ölvorkommen. Der stärkste Vorteil von Africa Oil sind die Projekt-Economics: Während sich neue Tiefsee-, Teersand-, und Shale-Vorkommen teilweise erst bei Ölpreisen von mehr als 100 Dollar tragen, belaufen sich die operativen Kosten für die Ölproduktion in Kenia auf circa 12 Dollar bis 13 Dollar pro Barrel (laut CEO Keith Hill).
Wie Goldman Sachs in einer Studie feststellte, zählt Kenia neben dem Mittleren Osten und Zentralasien zu den Regionen mit dem weltweit niedrigsten Kosten, um Öl zu produzieren. Gleichwohl geben die aktuellen Ölpreise wenig Anreiz für „Big Ticket“ Investments in Infrastruktur. Bei Ölpreisen von 60 oder 70 Dollar, wäre es wesentlich einfacher, Geldgeber zu finden, die in den Aufbau der Infrastruktur, einschließlich der Pipeline, investieren. Mit der zukünftigen Entwicklung, die einen dramatischen Angebotsrückgang im Ölmarkt erwarten lässt, bin ich weiterhin zuversichtlich, dass eines der weltweit aussichtsreichsten Öl-Entwicklungsprojekte entsprechend Begehrlichkeiten in der Ölindustrie erwecken wird.
Ich halte Sie auf dem Laufenden, sobald es Neuigkeiten über den Entscheidungsprozess zur Pipeline gibt.
Viele Grüße
Ihr Uli Pfauntsch
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